GayRomeo wird zu PlanetRomeo wird zu ROMEO – Was steckt hinter dem doppelten Rebranding?
GayRomeo hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark weiterentwickelt und wurde nach dem ersten Rebranding 2011 als PlanetRomeo bekannt. Seit dem Sommer heißt die nun vollständig mobile Dating Plattform für Gays nun schlicht ROMEO.
Die neue Plattform ROMEO bietet nach eigenen Angaben nun über zwei Millionen NutzerInnen weltweit viele neue Funktionen wie beispielsweise eine verbesserte App, Bewertungen, einen Chat und vieles mehr.
Auf dem Weg der in der LGBTQ+ Szene äußerst beliebten Dating Plattform GayRomeo bis zu der Dating App, wie wir sie heute vorfinden, hat sich einiges getan. Und das war nicht immer ohne Kritik der Gay-Community. Mitunter gab es große Aufschreie und zahlreiche Shitstorms. Die Community fühlte sich übergangen und ihre Bedürfnisse nicht berücksichtigt.
Ist ROMEO also wirklich das bessere GayRomeo?“
Wir wagen eine Analyse.
Ursprung und frühe Entwicklung von GayRomeo: Wie alles begann
Das Online-Portal wurde im Oktober 2002 ins Leben gerufen und seit September 2006 von der Amsterdamer Firma Romeo B.V. betrieben.
GayRomeo wurde schnell zu einem der größten und bekanntesten Online-Plattformen für die schwule Community.
Stellenwert und Verbreitung von GayRomeo in der Gay-Community
Der Großteil der Nutzer stammte aus dem deutschsprachigen Raum. Aufgrund der großen Anzahl an Mitgliedern wurde GayRomeo manchmal auch als „schwules Einwohnermeldeamt“ oder die „Blauen Seiten“ bezeichnet, in Anlehnung an das Branchenbuch und die dominierenden Farben auf der Website.
GayRomeo zog Menschen aus allen sozialen und beruflichen Schichten an. Die tageszeitung (taz) drückte dies bissig mit den Worten aus: „Die Rosa Listen sind wieder da“.
Während des Bundestagswahlkampfes 2005 nutzte Volker Beck, ein Abgeordneter im Bundestag für Bündnis 90/Die Grünen, die Möglichkeit virtuelle Bürgersprechstunden auf GayRomeo abzuhalten.
Die Verweildauer auf GayRomeo war merklich höher als bei anderen Online-Communitys. Laut einer GfK-Studie betrug die durchschnittliche monatliche Nutzungsdauer im Jahr 2010 etwa zwölf Stunden.
Wie beliebt das alte GayRomeo mit seinem klassischen Design in der Szene war, zeigt auch die Tatsache, dass noch immer fast 10.000 Suchanfragen mit den Begriffen „gayromeo altes design“ pro Monat über Google getätigt werden. Viele Jahre danach!
Die Rolle der PlanetRomeo Foundation
Die PlanetRomeo Foundation, gegründet im Jahr 2009 und eine gemeinnützige Stiftung nach niederländischem Recht, hat sich auf internationale Schwulenrechte spezialisiert.
Der Zweck dieser Stiftung besteht darin, der PlanetRomeo BV die Möglichkeit zu geben, Gelder einfacher an ausländische Organisationen zu spenden. Dadurch entfällt die Notwendigkeit einer erneuten Anerkennung der Gemeinnützigkeit in den Niederlanden.
Zusätzlich ruft die PlanetRomeo BV ihre Nutzer dazu auf, eigene Spenden beizutragen. Laut offiziellen Berichten wurden der Stiftung von der BV in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt 60.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Von GayRomeo zu PlanetRomeo: Eine neue Ära beginnt
Im Zuge der Internationalisierung wurde GayRomeo schrittweise in PlanetRomeo umbenannt, da einige Länder Domains mit dem Wort „gay“ blockieren.
Um dieses Problem zu lösen, wurde kurzerhand der neutralere Name PlanetRomeo gewählt.
Die Plattform hatte sich zu diesem Zeitpunkt zu einem wichtigen virtuellen Ort entwickelt, an dem sich Menschen gleicher Orientierung aus aller Welt miteinander vernetzen können. Durch das Erstellen eines Profils auf der Seite können die User ihre sexuelle Orientierung offen darlegen und Gleichgesinnte finden.
Mit der Einführung der App-Version wurde es noch einfacher für die Nutzer, unterwegs mit anderen in Kontakt zu treten. Die Bedeutung von GayRomeo für die LGBT+-Community kann nicht unterschätzt werden – es hat viele Menschen zusammengebracht.
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Großer Aufschrei in der Gay Community nach Abschaltung der Classic Plattform
Im Jahr 2019 hat GayRomeo hat seine alte Classic Plattform endgültig deaktiviert, was bei vielen Mitgliedern großen Unmut ausgelöst hat. Im Zuge dessen gab es zahlreiche kritische Kommentare und Stimmen.
Auch zuvor gab es bei Änderungen an der Plattform oder seiner AGBs immer wieder Unmut bei den Mitgliedern, wie Queer.de berichtete:
Zum Hintergrund: Mitte September 2011 bat Romeo seine bestehenden Nutzer, beim Einloggen neuen Nutzungsbedingungen zuzustimmen.
Diese neuen „Geschäftsbedingungen“ und das begleitende „Datenschutzerklärung“ waren ausschließlich in Englisch verfasst. Nach kontroversen Diskussionen und Protesten der deutschsprachigen Nutzer reagierte der Betreiber am 23. September mit einer überarbeiteten Version der Geschäftsbedingungen, in denen die umstrittene Klausel zur Übertragung von Nutzungsberechtigungen an vom Benutzer erstellten Inhalten auf den Betreiber nicht mehr enthalten war.
Die ebenfalls kritisierten Abschnitte zum vagen Verbot von Verstößen gegen die „Moral oder öffentliche Ordnung“ („morality or public order“) sowie das pauschale Verbot einvernehmlicher Sado/Maso-Praktiken („körperlicher Schaden“) blieben jedoch unverändert bestehen.
Die neue Version der Seite, die vermeintlich moderner war, fand zunächst nicht die erwartete Zustimmung und Akzeptanz bei den Nutzern.
Der darauffolgende Shitstorm in der Gay-Community war enorm und hielt selbst Wochen später noch an.
Es gab sogar eine Petition mit dem Namen „No Classic Romeo Shut Down“ auf change.org, die fast 1.000 Mitglieder unterzeichneten.
Obwohl es einige Kontroversen um den Namenswechsel gab, scheint er das Image der Plattform nicht nachhaltig beeinträchtigt zu haben. ROMEO bleibt eine wichtige Anlaufstelle für Schwule in der Online-Dating-Welt und wird auch in Zukunft weitere Entwicklungen vornehmen, um seinen Nutzern ein großartiges Dating-Erlebnis zu bieten.
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Welche Gründe steckten hinter der Abschaltung des klassischen GayRomeo?
Jens Schmidt, der Gründer von Gayromeo, erklärte in einem Interview mit der Siegessäule, dass die Entscheidung als Reaktion auf das veränderte Verhalten der Nutzer getroffen wurde.
Immer mehr Mitglieder besuchten die Website über ihre Smartphones. Die Classic Plattform war jedoch nicht für diese Nutzung ausgelegt und eine Planetromeo App konnte sich im App Store letztendlich nicht durchsetzen.
Eine neue mobile Website sollte also alle Probleme lösen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieser Versuch nicht ohne Kritik bewertet wurde. Auch auf Gay.de wurde lebhaft über die Abschaltung der alten Plattform diskutiert.
Romeo Gründer Jens Schmidt befürchtet, dass rund 25 Prozent der Mitglieder mit der neuen PlanetRomeo Plattform unzufrieden waren.
Der internationale Siegeszug der Gay Dating App
Die große Beliebtheit der exklusiv für homosexuelle Menschen gewidmeten Online-Plattform hat durch die Weiterentwicklung jedoch nicht dauerhaft gelitten. Das zeigt sich auch an dem starken internationalen Wachstum der Mitgliedszahlen.
Jeden Tag nutzen Tausende von Nutzern die Plattform, um nach Dates, Partnerschaften und sexuellen Abenteuern zu suchen.
Italien, Indien, Frankreich und die Philippinen belegen den zweiten bis vierten Platz in Bezug auf die Nutzerzahlen auf der Dating-Plattform.
Obwohl PlanetRomeo kein gezieltes internationales Marketing betreibt, erfreut sich die Plattform weltweit großer Beliebtheit.
Um seine Internationalisierung voranzutreiben, hat das Unternehmen auch die schwule Plattform Guys4Men übernommen und deren Mitglieder mit PlanetRomeo zusammengeführt. Dies führte laut den Entwicklern zu einem Anstieg um 380.000 Mitglieder.
Insgesamt ist es heute möglich, PlanetRomeo auf diesen Kontinenten zu nutzen:
- Europa
- Asien
- Nord- und Südamerika
- Afrika
- der Nahe Osten
- Australien/Ozeanien
Das Bestreben und die strategische Ausrichtung von PlanetRomeo, die homosexuelle Gemeinschaft weltweit effektiver zu vernetzen, waren also von Erfolg gekrönt.
Handy App für Android Smartphones, iPhones und Apple’s Smartwatch
In dieser Phase von PlanetRomeo hat man die früher rein auf dem Desktop basierende Webseite so umgestaltet, dass sie nun auch mobilfreundlich ist. Darüber hinaus wurde eine App-Version entwickelt und sowohl im Apple- als auch im Google Play Store veröffentlicht.
Die Amsterdamer Firma erweiterte in 2015 ihr Dating-Angebot für homosexuelle Männer um eine App für die neue Apple Watch.
In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es damals:
Die schwule Community gilt als Vorreiter bei der Nutzung neuer Technologien und wird ein guter Indikator dafür sein, ob Apple erneut eine Lifestyle-Revolution starten kann.“
Mit Hilfe dieser App konnten Nutzer unterwegs über ihre Apple Watch ganz einfach Profile anzeigen lassen, chatten und Dates planen.
Der Umgang mit Kritik und Feedback seitens der Nutzergemeinschaft
Eine der größten Veränderungen für die Nutzergemeinschaft von GayRomeo war zweifelsohne die Namensänderung zu PlanetRomeo.
Diese Entscheidung stieß bei vielen Usern auf Kritik und führte zu kontroversen Diskussionen innerhalb der Community. Doch wie ging das Unternehmen mit dieser Kritik um?
ROMEO setzte auf einen offenen Dialog mit den Nutzern und nahm sich deren Feedback zu Herzen. Durch regelmäßige Updates und Verbesserungen konnte ROMEO die Bedürfnisse seiner User immer besser erfüllen und so auch viele Kritiker überzeugen.
Eine wichtige Rolle spielten dabei auch die Bewertungen im App-Store, welche von ROMEO genutzt wurden, um ihr Produkt weiter zu optimieren.
So entstand eine enge Zusammenarbeit zwischen Plattformbetreiber und Nutzern, welche letztendlich dazu führte, dass PlanetRomeo auch heute noch eine der wichtigsten Dating-Seiten für schwule Männer ist.
Gründe für erneute Namensänderung: Warum wurde aus PlanetRomeo ROMEO?
Die Plattform war ein wichtiger Bestandteil der LGBT+-Community, aber mit dem Erfolg kam auch Kritik. Einige Nutzer empfanden den Namen „PlanetRomeo“ als stigmatisierend und nicht inklusiv genug.
Deshalb entschied sich das Team hinter der Plattform im Jahr 2017 im Zuge seiner Fokussierung auf die Smartphone App zu einer weiteren Namensänderung und aus PlanetRomeo wurde ROMEO.
Die Bezeichnung „ROMEO“ wurde von den meisten schon vorher für die Plattform verwendet und die Smartphone Anwendungen trugen von Anfang an diese verkürzte Bezeichnung.
Der neue Name steht für Offenheit, Inklusivität und Vielfalt innerhalb der Community. Der Wechsel zum neuen Namen wurde von vielen Nutzern begrüßt.
Neues Design und Funktionen der ROMEO Apps
Mit dem Launch der ROMEO Apps wurde nicht nur der Name der Plattform geändert, sondern auch das Design sowie einige Funktionen erneuert. Die neue Version bietet den Nutzern eine verbesserte Nutzererfahrung und eine einfachere Navigation auf der Seite.
© ROMEO
Das neue Design ist moderner und benutzerfreundlicher, was besonders für die App-Version gilt. Zudem gibt es nun mehr Optionen für das persönliche Profil und das Dating-Erlebnis wurde optimiert.
Der Chat-Service wurde ebenfalls überarbeitet und ermöglicht jetzt ein einfacheres Kennenlernen anderer User.
Obwohl viele User zunächst skeptisch waren, hat sich die neue Version schnell bewährt und erhielt positive Bewertungen durch die Community.
Warum nicht nur die App?
Die Anbieter sind seither sehr erfolgreich mit ihrer ROMEO-App für iOS und Android. Die überwiegende Mehrheit der neuen Benutzer findet die Kontaktbörse in den App-Stores und meldet sich dort an.
Da fast alle Wettbewerber nur als App verfügbar sind, stellt sich die Frage, warum ROMEO überhaupt weiterhin eine Website benötigt.
Bei ROMEO betrachten die Anbieter die Website nicht als Luxus oder Tradition, sondern vielmehr als Sicherheitsnetz für deren langfristige Unabhängigkeit und nachhaltigen Erfolg.
Die Apps hängen stark von Google und Apple ab. Ähnlich wie bei anderen Gay Dating App Anbietern gab es auch für ROMEO viele unangenehme Erfahrungen in der Vergangenheit.
Im Bereich des schwulen Datings gibt es Millionen von sexy Fotos – was ein wichtiger Teil des Identitätskerns von Gay Dating ist.
Regeln zur Zensierung von „sexuell anzüglichen Inhalten“ passen da einfach nicht gut dazu. Laut den Betreibern von ROMEO schwebt permanent das Damoklesschwert über ihnen.
Derzeit verteilt sich die Nutzung ziemlich gleichmäßig auf App und Web – das schützt das Dating auf ROMEO. Den Nutzen steht es völlig frei zu wählen, welche Plattform sie bevorzugen.
Werbeanzeigen adé – Romeo PLUS wird eingeführt
Als bislang letzte substanzielle Änderung bei der Nutzung von ROMEO lässt sich die Entscheidung der Betreiber nennen, sein Monetarisierungsmodell weg von Werbeanzeigen hin zu einer kostenpflichtigen Abo-Version zu ändern.
Alle grundlegenden Funktionen des Portals waren über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren uneingeschränkt und kostenlos verfügbar.
Mit der kostenpflichtigen Option „Romeo PLUS“ erhielten die Nutzer einige zusätzliche Features, wie beispielsweise das Ansehen öffentlich zugänglicher Nacktfotos in den Profilen anderer Mitglieder, unbegrenzten Speicherplatz für Bilder sowie Nachrichten, die Möglichkeit unsichtbar online zu sein oder selbst formulierte Textbausteine abzuspeichern.
Im Mai 2023 erhöhte Romeo die Gebühren für „PLUS“ und schränkte gleichzeitig die kostenlose Nutzungsmöglichkeit des Portals erheblich ein.
Seitdem können Nutzer ohne „PLUS“-Mitgliedschaft nur noch eine stark eingeschränkte Version der Suche nach anderen Nutzern sowie des Durchstöberns von Profilen verwenden.
Die Mitglieder haben die Wahl zwischen drei verschiedenen Zeiträumen für die Nutzung. Die PLUS-Mitgliedschaft kann für 1, 3 oder 12 Monate abgeschlossen werden. Eine einmonatige Mitgliedschaft kostet 8,99 EUR pro Monat. Für eine dreimonatige PLUS-Mitgliedschaft beträgt der monatliche Preis 6,99 EUR oder man kann einen Gesamtbetrag von 20,97 EUR zahlen.
