Parship und Elitepartner, die wohl größten und bekanntesten Online Partnervermittlungen, die derzeit im World Wide Web für die Partnersuche zur Verfügung stehen, gehören seit geraumer Zeit einem gemeinsamen Investor. Einen Plan, dass beide Anbieter zu einer ultimativen Dating-Plattform verschmelzen, gibt es jedoch nach offiziellen Informationen nicht.
Der Investor betont seine Absichten, beide Anbieter weiterhin getrennt voneinander im Netz zur Verfügung zu stellen.
Auch wenn der Hintergrund dieser beiden großen Partnerportale identisch abläuft, sei es für die Mitglieder und neuen Interessenten von Vorteil, zwei separate Plattformen zur Verfügung zu haben.
So ist die konsequente Ausrichtung auf eine akademische Zielgruppe ein Kernmerkmal von ElitePartner. Zudem gibt es mehrere Unterschiede, die aufrecht erhalten bleiben sollen. So gibt es bei der Parship-Plattform kein dreimonatiges Abo, während die Elitepartner-Seite durchaus auch Drei-Monats-Abos anbietet.
Ein gemeinsamer Investor, zwei unterschiedliche Portale
Im Frühjahr 2015 hat Oakley Capital, ein Finanzinvestor aus London, die Dating-Plattform und ehemalige Holtzbrinck-Tochter Parship gekauft. Kurz zuvor hatte Capital auch Elitepartner vom Verlag Burda übernommen.
Plötzlich waren die zwei Plattformen, die häufig für das Online Dating genutzt werden und unter anderem auch immer wieder über TV-Werbung und Plakatkampagnen in den Köpfen der Verbraucher um deren Gunst buhlten, eng miteinander verbunden.
Doch Tim Schiffers, Parship-Geschäftsführer, bekräftigte gleich von Beginn sein Vorhaben, keine Verschmelzung der Online-Plattformen zu wünschen.
„Es ist wichtig, dass erkannt wird, dass es zwei Marken sind. Wir müssen darauf achten, dass die beiden Unternehmen gut zusammenarbeiten. Das muss unser Ziel sein“, so Schiffers gegenüber „Welt am Sonntag“. Das Bundeskartellamt stimmte dem Kauf zu.
Schiffers kann – rückblickend auf das Jahr 2015 – beruhigt sein. Auch wenn ein gemeinsamer Investor hinter den beiden Portalen steht, funktioniert der getrennte Auftritt – wobei es sehr wohl eine Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen gibt – zufriedenstellend.
Dies zeigt sich auch in diversen Erfahrungsberichten von Internetvergleichsportalen. In dem Test auf Single.info zur Partnervermittlung Elitepartner wird beispielsweise verdeutlicht, dass immer noch an dem Prinzip der „Singles mit Niveau“ festgehalten wird. Es äußert sich quasi spätestens in der Akademikerquote von 68 Prozent, dass Parship hier noch nicht mithalten kann. Die beiden Portale sprechen folglich eine andere Klientel an.
Die Wirtschaftspolitik der beiden Plattformen
„Der Markt für Online Dating ist gewaltig. In Deutschland kann man mit 250 Millionen Euro rechnen“, so Schiffers Prognose zum Online-Dating-Markt. Eine Aussage, die vor der Entscheidung des Bundeskartellamts getroffen wurde. Schlussendlich wollte Schiffers beweisen, dass die beiden Plattformen, selbst wenn sie miteinander verschmelzen würden, noch lang keine marktbeherrschende Stellung hätten.
Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass der Investor nun einen gemeinsamen Jahresumsatz von ca. 90 Millionen Euro für sich verbuchen kann. Beide Plattformen waren zum Zeitpunkt der Übernahme zudem hoch profitabel und deutlich in der Gewinnzone.
In der Bundesrepublik gibt es in etwa 20 Millionen Singles; Parship hat rund 5 Million Mitglieder. Jahr für Jahr kommen – so die Unternehmensführung – eine Million neue Mitglieder hinzu. Bei Elitepartner sind es rund 4 Millionen Singles, die sich auf Partnersuche begeben. Damit hätte Oakley Capital nun nahezu 50% aller deutschen Singles unter seinem Dach vereint.
Der Zusammenschluss der beiden Marken kann auch darauf hindeuten, dass der Markt für Partnerbörsen schwieriger geworden ist. So haben beispielsweise Dating Apps wie Tinder und Lovoo den Wettbewerb um partnersuchende Singles verschärft.
Vor allem mit einer nahezu kostenlosen Bereitstellung ihrer Funktionen und deutlich flexibleren Abo-Modellen für Premium-Angebote setzen sie den Platzhirschen ordentlich zu. Außerdem wirken die App-Lösungen von Parship und Elitepartner dagegen weniger benutzerfreundlich, komplizierter und unübersichtlicher. Allerdings müssen Nutzer bei Tinder und Co. auf die Matching-Algorithmen und eine Vorselektion der potentiellen Partner verzichten.
Elitepartner und Parship in der 14-tägigen Widerrufsfrist auszuprobieren ist keine wirkliche Alternative. Für die Nutzung verlangen Elitepartner und Parship nämlich laut AGB einen „angemessenen Betrag“. Diese Methode nennt sich Wertersatz. Geben die Nutzer den Portalen den Auftrag, die Dienstleistung vor Ende der Widerrufsfrist beginnen zu lassen, akzeptieren sie somit auch die Berechnung des Wertersatzes.
Seitens des Anbieters redet man in diesem Zusammenhang auch von „schwarzen Schafen“, d.h. Mitgliedern, die sich zuerst anmelden, zahlreiche Funktionen der Plattform zur Kontaktaufnahme in Anspruch nehmen, und dann innerhalb der Widerrufsfrist das Programm wieder verlassen möchten.
Ein Verhalten, welches von Parship-Seite nicht geduldet wird, sodass sich das eine oder andere Mitglied bereits vor dem Richter verantworten musste.
„Es sind transparente Verträge. Jedes einzelne Mitglied weiß, welche Bedingungen zu erfüllen sind, auf welche Punkte wir Acht geben und welche Bestimmungen es gibt“, so Schiffers.
Was hat sich für die Kunden geändert?
Eine Frage, die leicht beantwortet werden kann: nichts. Parship- oder Elitepartner-Mitglieder werden wohl, aufgrund diverser Zeitungsberichte, wissen, dass ein gemeinsamer Investor hinter den beiden Portalen steckt und auch die Firmen, die im Hintergrund arbeiten, verschmolzen sind.
Sie genießen aber noch immer ein voneinander unabhängiges Programm. Wer sich nicht intensiv mit den Strukturen der beiden Portale befasst, wird definitiv keine Veränderung festgestellt haben.
Manche sehen den Zusammenschluss allerdings kritisch und befürchten eine Erhöhung der Preise und teurer werdende Abos auf beiden Plattformen. Das bleibt unserer Meinung nach abzuwarten, da sich gleichzeitig der Preisdruck aufgrund eines erhöhten Wettbewerbs auf die Anbieter ausgleichend auswirken kann.
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